Hast du dich eigentlich schon mal selber gefragt, wer du eigentlich bist? Ich meine damit nicht die Antwort „ich bin XY, Arzt, Jurist oder Bauarbeiter“. Dies sind nur die Schubladen, die unsere Gesellschaft für uns bereit hält. Es ist ähnlich wie bei diesem „Formen-Würfel“ für Kinder, wo Dreiecke, Quadrate, Kreise immer nur in den entsprechenden Gegenpart passen. So werden wir von Geburt an geformt um in eine dieser geometrischen Formen zu passen.
Als Kind bist du jede Minute wahrhaftig. Dann kommt der Zeitpunkt, wo das Kind schließlich lernt, sich so wahrzunehmen, wie andere (z.B. seine Bezugspersonen) auf es reagieren. Die Bezugspersonen vermitteln in der Regel die Werte, die für die Gesellschaft üblich und verbindlich sind. So wird mit und mit die Frische und das Natürliche der Kinder zerstört. Es nimmt seine Maske an und lernt sich anzupassen auf Kosten seiner Individualität.
Von Kindern lernen – Schaue dir die Kinder an
Schau dir einfach mal deine Kinder oder die Kinder deiner Freunde an. Kinder sehen die Welt so, wie sie ist. Ohne die Brille der Benimmregeln der Gesellschaft. Fragst du ein kleines Kind „Sieht das gut aus?“, sagt es „nein“, wenn es ihm nicht gefällt.
“Kindermund tut Wahrheit kund!”
So frei und unbeschwert gehen sie noch durchs Leben, bis wir anfangen sie zu formen. Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Eltern, Großeltern, Onkel/Tanten, Lehrer, und so weiter. Es kommen die Sprüche “ Benimm dich!“ oder „du darfst dies und das nicht tun“, “ sitz still“. Und warum das alles? Weil die Gesellschaft es so haben möchte. Brave Kinder, die nur noch in die Normen der Gesellschaft passen und nicht mehr sie selbst sind. Aber sollte es nicht eher andersrum sein? Das wir Erwachsene uns ein Beispiel an den Kindern nehmen? Das wir wieder herausfinden, wer wir sind?
Wenn ich einen ehrlichen Rat von einem Erwachsenen wünsche, muss ich ausdrücklich um eine ehrliche Antwort bitte. Schnell wird man sonst mit einem nicht ehrlich gemeinten „Daumen hoch“ abgespeist. Und nun mal Hand aufs Herz! Wie oft gibst du selbst anderen eine aufrichtige Antwort?
Getrieben durch Angst das Gegenüber zu verletzen oder zurückgewiesen zu werden, geht das Theaterstück los. Wenn jeder meint zu wissen, was der andere erwartet und dementsprechend handelt, wird schnell klar, dass wir auf einem Maskenball gelandet sind. Erschreckend, dass wir somit einander fremd geworden sind.
Maske, Maske, welche nehme ich heute? – Ein Maskenball
Mit zunehmendem Alter fangen wir an “dazugehören” zu wollen. Alles was nicht den Normen entspricht, die Andersdenker, sind eher Außenseiter und werden von der Gesellschaft belächelt. Ich kann mich auch noch gut an die Schulzeit erinnern, wo man ohne Markenklamotten auch eher der Außenseiter war und um dazu zu gehören, setze man eine Maske auf.
Wenn wir anfangen uns für einen Beruf zu entscheiden, wird uns weisgemacht, dass Geld und Karriere alles sind. Nach dem Motto: „Ohne Moos, nix los“. Der Materialismus wird geschürt. Ein großes Haus, der schnellste Wagen, der teuerste Urlaub: Wer was hat, ist auch was. Und wieder setzen wir nur Masken auf, um Anerkennung und Ansehen in der Gesellschaft zu erlangen. Dabei vergessen wir jedoch, wer wir sind und was uns eigentlich glücklich macht.
Jeder von uns trägt diese verschiedenen Masken, denn sie dienen auch zum Schutz – meinen wir zumindest. Sogar in Partnerschaften behalten wir die Masken auf. Es ist zur Gewohnheit geworden und vermittelt ein behagliches Gefühl, denn ohne Maske fühlen wir uns verletzbar, antastbar und nackt.
Lass die Masken fallen
„Geld macht nicht Glücklich!“
Ein Spruch, dem ich nur zustimmen kann. Klar, heutzutage benötigen wir ein gewisses monatliches Einkommen, um einen gewissen Lebensstandard zu erhalten. Wir benötigen Essen, Kleidung und wollen auch gerne mal in fremde Länder reisen. Aber wirklich erfüllen tut es uns irgendwie nicht.
Ich habe schon recht früh gemerkt, dass ich irgendwie etwas anders ticke, als viele Menschen in meinem Umkreis. Daher habe ich ziemlich viele verschiedene Masken meiner Sammlung hinzugefügt. In den letzten Jahren habe ich aber glücklicherweise viele andere Menschen kennengelernt, die ähnlich ticken wie ich. Gerade das Thema Spiritualität wurde noch bis vor einigen Jahren etwas argwöhnisch belächelt. Vermutlich Relikte aus dem Mittelalter, wo solche Menschen als Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. In den letzten Jahren begegne ich aber immer mehr Menschen, die der ganzen Sache doch sehr offen gegenüberstehen, sogar Menschen, die sonst doch eher etwas konservativ sind.
Die Masken abzulegen fühlt sich anfangs vielleicht etwas unbehaglich an, man legt seinen Schutzpanzer ab und ist verwundbar. Wir sind aber hier auf der Erde um uns zu erfahren.
Grund genug, beim nächsten Mal einfach ehrlich zu sein und zu sich selbst zu stehen, statt zu sagen, was gehört werden will. Denn unser Gegenüber, ebenso wie wir selbst, haben jeden Tag aufs Neue die Schlüssel in der Hand, die Türen aufzuschließen, durch die wir in unserem Leben gehen möchten.
Wir brauchen nicht everyone’s darling zu sein. Lieber authentisch sein. Wenn du fängst, dich selber zu lieben, wirst du merken, dass du diese Masken gar nicht brauchst. Beim Anblick im Spiegel sehen wir uns dann ganz so wie wir sind – ohne Maske. Und erstaunlicherweise wird dein Umfeld eine Reaktion zeigen. Voller Erstaunen werden sie sich zögerlich trauen, ihr wahres Ich zu zeigen. Und diejenigen, die dich runtermachen oder sich über dich witzig machen, sind in ihrem eigenen Entwicklungsprozess nicht weit genug und versuchen nur ihr Ego auf deine Kosten aufzuwerten. Lass sie einfach und wünsch ihnen die gleiche schöne Erfahrung, die du gerade selbst erleben darfst. Habe Vertrauen.
Eine meiner Masken war immer freundlich und lächelnd durch die Welt zu laufen, selbst wenn ich mal richtig miese Laune hatte oder todtraurig war. Nun tu ich das nicht mehr. Habe ich keine Lust auf menschliche Begegnungen, dann erlaube ich mir in solchen Momenten bewusst darauf zu verzichten. Nun seid ihr dran? Was für Masken habt ihr so in eurem Repertoire?
Namasté
Nadja & Andrea