Hast du dir nicht auch schon mal gewünscht, einfach den Pause-Button in deinem Leben zu drücken? Nur für ein paar Augenblicke dem ganzen Stress, dem Lärm und der Hektik entfliehen? Mir kommt dieser Gedanke in den letzten Wochen bzw. Monaten sehr häufig. Vor allem wenn ich morgens auf dem Weg zur Arbeit bin und auf den Straßen die Lichter der Autos zu einem einzigen Lichterteppich verschmelzen, waghalsige Fahrmanöver getätigt werden, da der ein oder andere wieder zu spät dran ist. Leider ertappe ich mich selber viel zu oft, dass ich mich von dieser Hektik anstecken lasse. Wenn sich auf der Fahrbahn nur noch ein Meer von Lichtern erstreckt, kommt mir der Gedanke: Muss das wirklich so sein?
Mir kommt es so vor, als wären wir nur noch Arbeiter, Gehirngewaschen, die nur noch funktionieren und nicht mehr selbstständig denken. Gerade im Moment widerstrebt es mir, jeden Morgen aufzustehen und aufs Neue in das Hamsterrad, welches für viele ihr Leben ist, zu steigen und meine Runden für den Tag zu drehen. Es heißt jetzt nicht, dass ich meinen Job nicht mag. Das was mich stört ist diese Eingeschränktheit, die die meisten Jobs mit sich bringen. Von morgens bis abends sitzt man in Gebäuden, verrichtet brav seine Arbeit und ist am Ende des Tages zu müde für das eigentlich Leben. Ich persönlich finde die Wintermonate diesbezüglich besonders schlimm, da man seine freie Zeit nur im dunklen verbringt. Mir schlägt das besonders aufs Gemüt und ich denke dass es vielen auch so geht, nur am Wochenende den Weg in die Natur finden zu können.
Wir, die Marionetten der Gesellschaft
Warum machen wir das also? Als Marionetten der Gesellschaft zu agieren? Als Antwort wirst du mir wahrscheinlich sagen: Um Geld zu verdienen, damit ich meine Wohnung, das Auto, mein Essen, den Urlaub bezahlen kann.
Richtig, wir arbeiten um zu leben, was wir dann allerdings meist nicht mehr tun, weil wir zu erschöpft und müde von der Arbeit sind. Wir hangeln uns von Wochenende zu Wochenende und von Urlaub zu Urlaub um dann unsere Träume und Pläne in die Tat umzusetzen, die dann leider doch immer weiter verschoben werden. Paradox, oder etwa nicht? Wir jagen unseren Träumen hinterher, viele davon bleiben unerfüllt, weil das liebe Geld dann doch nicht ausreicht, welches wir monatelang hart verdient haben.
Aber warum brauchen wir das schnelle Auto, das schicke Haus, die neusten Klamotten, die besten Hi-Fi Geräte? Es ist doch nur ein Statussymbol für die Arbeit, die wir geleistet haben. Wir identifizieren uns über teure Sachen, die wir im Grunde genommen nicht brauchen, nur um in der Gesellschaft angesehen zu werden. Das sind jedoch alles Dinge, die wir zum überleben nicht brauchen.
Gerade jetzt, in der Vorweihnachtszeit, wo alle in die Geschäfte stürmen und Geschenke für ihre Lieben zu kaufen, Dinge die sie nicht wirklich brauchen und gekauft werden, nur um ihnen zu zeigen wieviel sie ihnen “wert” sind. Gesteuert werden wir vom Konsum und die Werbeindustrie redet uns ein, dass wir das alles brauchen. Wie viele Dinge stehen und liegen bei dir in der Wohnung rum, die du dir im Glauben es zu benötigen gekauft hast und doch gar nicht verwendest, geschweige denn brauchst? Würde es nicht unser Leben vereinfachen, wenn wir nur MIT der Natur leben würden, anstatt sie zu vernichten?
Das alles soll jetzt nicht heißen, wir sind gegen den Luxus! Nein, jeder von uns ist im Winter froh ein Dach über dem Kopf und eine funktionierende Heizung zu haben. Und auch im Alltag vereinfacht Elektrizität uns eine Menge. Der Punkt jedoch ist, dass wir uns Bewusst machen müssen, dass es Luxus ist und es nicht einfach als selbstverständlich hinnehmen sollten.
Was brauche ich eigentlich im täglichen Leben wirklich?
Machen wir doch mal ein kleines Gedankenexperiment: Was brauche ich eigentlich im täglichen Leben wirklich? Nehmen wir das Beispiel Kochen. In der Zeit, der tausend kleinen Helferlein haben wir vergessen was wir eigentlich wirklich nur brauchen um eine heiße Mahlzeit auf den Tisch zu bringen. Was wir brauchen sind nur ein paar Dinge, weit weg von einem Thermomix, Food Processor und was uns sonst noch die Arbeit abnehmen soll. Wir benötigen lediglich einen Topf, ein Messer, vielleicht einen Löffel und Hitze. Mehr benötigen wir im Grunde nicht! Wenn ich mir dann überlege, wie viele Küchen vor unnützem Zeug überquellen, meine ist das auch keine Ausnahme.
Wir sollten uns Bewusst machen, dass wir über die tausenden von Jahren, in denen wir uns als Menschen weiterentwickelt haben, ein künstliches Habitat geschaffen haben, welches sehr weit entfernt vom natürlichen Leben ist.
Doch was geschieht, wenn dieses künstliche Habitat einfach wegbrechen würde? Wärst du in der Lage in der Natur zu überleben?
Inspiration zu diesem Artikel war die Dokumentation über einen jungen Schweizer, Kim Pasche, der große Teile des Jahres in den Wäldern Nordkanadas lebt. Ohne Zivilisation um sich herum und das sogar freiwillig! Er entflieht unserer hektischen Welt und kehrt zu unserem Ursprünglichen Leben zurück, das Leben in der Steinzeit. Er lebt mit der Natur, nimmt sich nur das was er benötigt, stellt steinzeitliche Werkzeuge her, die ihm das Leben in der Natur erleichtern.
Leben in der Natur
Leben in der Natur. Das klingt für den ein oder anderen vielleicht auch erst mal ein Stück beängstigend. In der heutigen Zeit haben wir längst vergessen, wie man in der Natur lebt. Sie macht uns ein Stück weit Angst und zieht uns doch magisch an. Natur ist Weite, kein schützendes Haus vor Tieren und Witterung. Und vor allem: Es gibt keinen Supermarkt um die Ecke, in dem wir uns an Nahrung bedienen können.
Oft hört man auch: Die Natur ist unbarmherzig, sie kennt keine Gnade. Aber das ist so nicht ganz richtig. Sicher, die Natur spielt nicht nach unseren modernen Spielregeln, denn sie hat ihre eigenen. Natur ist Kompromisslos und verzeiht keine Fehler. Da der moderne Mensch sich der Natur jedoch überlegen fühlt, kollidieren diese beiden Spielregeln miteinander. Der Mensch zieht dabei doch den kürzeren und muss sich der Natur unterwerfen, sei es sogar mit dem Tod. Auf den ersten Blick wirkt das als unbarmherzig, aber die Natur ist nur kompromisslos. So lange man die möglichen Gefahrenquellen identifizieren kann und vor allem auch weiß wie man sie vermeiden kann und nicht kopflos Dinge tut, die zu möglichen Gefahren werden können, ist ein Leben mit der Natur möglich.
Ein anderer Punkt, den Kim Pasche aufzeigt, ist der, dass es zahllose Survival Kurse gibt, die einem zeigen sollen, wie man in der Natur überlebt. Ziel solcher Kurse ist allerdings nicht ein Leben im Einklang der Natur, sondern das primäre Ziel ist es zu überleben und schnellstmöglich wieder in die Zivilisation zu gelangen. Bear Grylls ist vermutlich einer der bekannteren Survival Trainer. Es spricht natürlich nichts gegen Survival Kurse! Einen Wissensschatz aufzubauen, der einen auf Gefahrensituationen vorbereitet, das Vorgehen schult und auch die Denkweise und Sicht auf die Natur verändert ist sicherlich sehr Hilfreich.
Adrenalinkick – Der moderne Kampf gegen die Natur
Aber ist es nicht irgendwie auch paradox? In uns steckt eine Furcht vor der Natur und ihren Gewalten. Wir setzen uns dann doch freiwillig solchen Gefahren aus, in dem wir z.B. einen reißenden Fluss in einem Schlauchboot runterrasen?
Es ist der Adrenalinkick, den wir in unserer heutigen, doch eher langweiligen Welt brauchen, um uns die Bestätigung zu holen, dass wir die Natur bezwingen können. Dabei ist die Natur auch ohne diese waghalsigen Abenteuer spannend 😉
Mir zum Beispiel reicht es schon aus, einfach in den Wald zu gehen und mit viel Glück Tiere beobachten zu können. Aber hey, wir haben nichts gegen Wild Rafting, wir wollen euch nur klar machen, warum wir solche Abenteuer brauchen, weil über die Ursache denken wir meist nicht nach.
Trotzdem, versuche einfach mal in den Wald zu gehen, denn Alltag dadurch etwas zu entschleunigen, die Stille zu genießen, die frische Luft zu atmen. Du wirst merken, welchen Positiven Effekt das auf dein Wohlbefinden haben wird.
Es soll jetzt aber nicht heißen: Geh in den raus, bau dir dort eine Hütte in den abgelegensten Wäldern und verabschiede dich von der Zivilisation. Nein, nehme einfach die Natur bewusster wahr. Sehe sie nicht als einen Feind sondern als ein Geschenk!
Wir haben hier noch das Video, über Kim Pasche in Nordkanada verlinkt. Viel Spaß beim ansehen und natürlich auch beim nächsten Spaziergang in der Natur!
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=3iNPP356ayE&t=5s
Nadja und Tom (Gastautor)